Vorfreude ist die schönste Freude

Freude, Vorfreude, schönste Freude

Zunehmende Nacken- und Rückschmerzen wegen suboptimaler Homeoffice-Bedingungen (ich sag nur Küchenstuhl), fehlende Impulse wegen fehlender persönlicher Treffen mit Freunden und Familie oder das zunehmende Auftreten des neue Phänomens Zoom-Fatigue (ausgeprägte Müdigkeit durch virtuelle Meetings).

 

Corona macht uns allen langsam, aber sicher zu schaffen! 

Seit Anfang diesen Jahres habe ich jedoch den Eindruck, dass die Frustrationstoleranz noch weiter nach unten gesackt ist, zumindest in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Hier höre ich immer öfters Aussagen wie "Ich weiß, wir müssen durchhalten, aber mir fällt langsam die Decke auf den Kopf" oder "Ich hoffe, der Winter ist jetzt bald vorbei" oder "Homeoffice und Co. nerven einfach nur noch". Vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir uns alle so sehr gewünscht haben, 2021 würde gleich ab Beginn anders werden, uns der Winter aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Bevor wir uns nun aber alle gemeinsam über mögliche Erklärungen das Hirn zermartern und uns im Jammertal suhlen, hätte ich da eine andere Idee!

 

Überlegen wir uns doch mal, was wir in "normalen" Jahren so gemacht haben! Richtig! Wir haben uns über Ausflugs- und Urlaubsziele, Bar- und Restaurantbesuche Gedanken gemacht, haben recherchiert und Pläne geschmiedet. Und weshalb? Weil wir uns auf etwas freuen wollten! Sicherlich, wir alle wissen nicht, wie die Situation im Sommer aussehen wird! Doch sich gar nichts vorzunehmen ist eben auch keine Lösung! Schließlich ist doch Vorfreude die schönste Freude! Und genau die brauchen wir meiner Ansicht nach dringend, um aus dem Corona-Tief heraus zu kommen!

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit längerem mit der Vorfreude und kommt dabei zu folgendem Fazit: 

 

Vorfreude stärkt unser Immunsystem

Der Neuroimmunologe Lee Berk und seine Kollegen/innen von der Loma Linda University in Kalifornien haben den gesundheitsfördernden Effekt von Vorfreude vor einigen Jahren mit einem Experiment belegt. Hierzu stellten sie einer Gruppe von Probanden den Genuss eines sehr lustigen Films in Aussicht, während die Vergleichsgruppe über den Inhalt des Films im Dunkeln gelassen wurde. Das Ergebnis war eindeutig: Die Probanden, die sich auf den witzigen Film freuten, schütteten in der Wartezeit depressionslindernde Beta-Endorphine sowie das menschliche Wachstumshormon HGH aus, das zur Stärkung des Immunsystems beiträgt. Vorfreude ist also ein sehr wertvolles Gefühl, das uns Kraft geben, Stress lindern und sogar Depressionen abmildern kann. 

 

Vorfreude ist ein Glücks-Booster

Doch der Hormoncocktail im Gehirn hat noch mehr positive Tricks auf Lager: Freuen wir uns nämlich auf ein Erlebnis in der Zukunft, schüttet unser Körper Glücks-Endorphine aus, die wie ein körpereigenes Opium wirken. Unser Körper zieht also die Glücksgefühle aus der Zukunft vor in die Gegenwart, erklärt Michaela Brohm-Badry, Professorin für Lehr-Lernforschung an der Universität Trier. Wir müssen also nicht auf den tatsächlichen Moment des Erlebens warten, sondern können das Glück bereits in der Vorfreude spüren.

Allerdings gibt es einen kleinen Haken, denn diese Phänomen klappt nur bei der Vorfreude auf Erlebnisse, nicht jedoch bei der Vorfreude auf Produkte. Herausgefunden haben dies die US Psychologen Amit Kumar, Matthew Killingsworth und Thomas Gilovich von der Cornell Universität in ihrer Studie aus dem Jahre 2014. In dieser teilten sie 97 Freiwillige in zwei Gruppen ein. Die einen sollten sich vorstellen, Geld für ein Erlebnis auszugeben, z.B. für eine Reise oder ein Konzert, während die andere Gruppe an einen Produktkauf denken sollten, z.B. ein Kleidungsstück oder ein neues Smartphone. Nun sollten alle Probanden zwei Fragen auf einer Skala beantworten. Wie fühlte sich die Vorfreude an (minus 4: wie Ungeduld, plus 4: wie Aufregung)? Und wie angenehm war die Vorfreude (Minus 4: überhaupt nicht, plus 4: sehr)? Obwohl sich die Kosten der imaginierten Erlebnis- und Produktkäufe nicht wesentlich voneinander unterschieden, empfanden die Erlebniskäufer wesentlich mehr Vorfreude als die Produktkäufer.

 

Es gibt also gewichtige Gründe, weshalb wir uns unbedingt mehr Vorfreude gönnen sollten, gerade wegen der aktuellen Zeit! Also, gehen wir es an und planen wir die Zeit, wenn Bars und Restaurants wieder offen haben und ein Treffen mit mehr als einer Person wieder möglich sind! Um Ihrer Vorfreude auf die Sprünge zu helfen, habe ich mir hierfür folgende Fragen überlegt (die manchmal gar nicht so leicht zu beantworten sind, wie ich festgestellt habe):

  • Worauf freuen Sie sich nach dem Lockdown am meisten?
  • Was möchten Sie nach dem Lockdown als allererstes tun?
  • Mit wem möchten Sie sich als allererstes treffen?
  • In welcher Bar oder in welchem Restaurant möchten Sie als allererstes reservieren?
  • Was wird ihr nächstes Urlaubsziel? Und mit wem?
  • Wo geht der nächste Ausflug hin? Und mit wem?
  • etc.

Wichtig bei all Ihren Überlegungen: Erwarten Sie nicht zu viel! Werden Erwartungen nämlich enttäuscht, geht das Glücksgefühl im Moment des Erlebens leider gänzlich flöten. Vorfreude funktioniert daher am besten, wenn das, worauf sich die Freude richtet, nicht zu konkret ist. Diese gewisse Unwissenheit steigert unsere Neugierde und triggert dadurch unsere Vorfreude! 

 

Geben wir der Vorfreude also eine Chance! Denn es heißt schließlich nicht umsonst "Wir sind unseres eigenen Glückes Schmied"! 

 

Ihre 

Barbara Ries

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