Karriere (machen) - Viele Menschen sprechen darüber oder beurteilen sich selbst und andere dahingehend. Doch was heißt Karriere (machen) überhaupt? Und verstehen wir darunter wirklich alle dasselbe? Kleiner Spoiler vorab: Ein Wandel zeichnet sich ab!
Wie so viele Begriffe hat auch der Begriff "Karriere" seinen Ursprung im Lateinischen in dem Wort "carraria", was so viel wie "Fahrweg" heißt. Übersetzt kann "Karriere" somit als der Weg der beruflichen Entwicklung eines Individuums verstanden werden.
Werfen wir einen Blick in den Duden, stellen wir fest, dass "Karriere (machen)" im Deutschen Sprachgebrauch allerdings nicht neutral mit dem "Weg der beruflichen Entwicklung" konnotiert ist, sondern mit "erfolgreichem Aufstieg im Beruf" und mit "rasch zu beruflichem Erfolg, Ehre und Anerkennung gelangen" verknüpft wird.
Viele Menschen (miss)verstehen "Karriere machen" daher oftmals ausschließlich als den hierarchischen Aufstieg innerhalb eines Unternehmens und setzen dies meist gleich mit dem Aufstieg hin zu einer Führungsposition. Im Umkehrschluss würde das allerdings bedeuten, dass eine Person, die diesem Bild nicht entsprechen kann oder auch nicht entsprechen möchte, keine Karriere gemacht hat. Diese Auffassung ist daher sicherlich zu einseitig gedacht und greift zu kurz.
Doch seit einigen Jahren kommt in diese festgefahrene Ansicht Bewegung. Denn langjährige Vollzeitbeschäftigungen im gleichen beruflichen Tätigkeitsbereich oder sogar im gleichen Unternehmen im Sinne von "Normalbiografien", wie es sie bis in die 90er Jahre vermehrt gegeben hat, sind stark rückläufig und werden wohl auch zukünftig noch seltener werden, sagen die beiden Psychologen Prof. Dr. Daniel Spurk von der Universität Bern und Prof. Dr. Judith Volmer von der Universität Bamberg. Die Gründe für den Wandel in der Arbeitswelt und den veränderten Blick auf die damit verbundenen Karriere(n) sind dabei vielschichtig: die Einführung neuer Technologien, die sich rasch verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die zunehmende Globalisierung und sicherlich auch der Wertewandel innerhalb der Generationen sind nur einige der ausschlaggebenden Faktoren.
Die traditionellen organisationalen Karrieren, die den Grundstein für die meisten bis heute bestehenden Führungskarrieren gelegt und den damaligen Karriere-Begriff geprägt haben, werden zwar weiterhin eine wichtige Rolle spielen, werden aber den veränderten Bedürfnissen und Anforderungen der Mitarbeiter/innen Rechnung tragen müssen. Einige Unternehmen greifen dies bereits auf und etablieren neben den Führungskarrieren nun auch immer stärker Fachkräfte- und Projektkarrieren. Doch die Verantwortung für die Karriereentwicklung liegt nicht mehr nur ausschließlich bei den Organisationen, sondern wird immer mehr auch zur persönlichen Aufgabe des einzelnen Individuums. Dies zeigt sich u.a. in der starken Zunahme der Nachfrage nach individuellen Weiterbildungs-, Coaching- und Mentoring-Angeboten, auch außerhalb der Organisationen.
"Karriere (machen)" bedeutet also mehr als eine objektiv messbare Veränderung im Einkommen, in der Verantwortungsspanne oder in der Hierarchieebene, denn diese Faktoren wirken nur kurzfristig motivierend. Immer wichtiger wird hingegen der langfristige Motivationsfaktor! Die Psychologie spricht hier vom sogenannten subjektiven Karriereerfolg, der als die individuellen Reaktionen der Person auf ihre beruflichen Erfahrungen verstanden wird. Letztlich geht es also um die Frage, wie zufrieden wir selbst mit unserer eigenen (beruflichen) Entwicklung sind und ob wir das tun können, was unseren Stärken bestmöglich entspricht! Denn Zufriedenheit im und mit dem Beruf gilt erwiesenermaßen als einer der wesentlichen Präventivfaktoren für Burnout. Doch genau dieser Aspekt wird meiner Ansicht nach viel zu häufig bei der Diskussion ums "Karriere machen" unterschlagen oder sogar ignoriert.
Und so tappen leider noch immer viele Menschen in die altbewährte Wettbewerbsfalle. Sie nehmen Führungspositionen an, die sie eigentlich gar nicht wollen, definieren sich über objektive Faktoren wie Geld, Macht und Prestige, nur weil sie glauben, dass das "Karriere machen" bedeutet. Dabei sind viele innerlich totunglücklich und würden viel lieber etwas anderes tun. Frust, Unzufriedenheit und im schlimmsten Falle psychische Erkrankungen können die Folgen sein. Was ist also die Alternative?
Aus meiner Sicht sind zwei Dinge wesentlich:
1) Definieren Sie "Karriere (machen)" für sich!
Beantworten Sie dazu folgende Fragen offen, ehrlich und aufrichtig:
- Was bedeutet Karriere (machen) für mich?
- Und ist dies auch wirklich meine Ansicht und Überzeugung? Oder bin ich möglicherweise so sozialisiert worden und es entspricht gar nicht meiner Überzeugung?
- Was sind dann meine wirklichen, inneren Überzeugungen?
Mit Blick auf die tägliche Arbeit:
- Mache ich das, was ich tue, gerne?
- Kann ich dort meine Stärken bestmöglich einsetzen?
- Wenn nein, wo könnte ich meine Stärken besser einsetzen?
- Was sind meine Ziele für die Zukunft?
2) Hören Sie auf, sich mit Anderen zu vergleichen!
Jede/r von uns hat einen so eigenen, individuellen Lebensweg und damit auch Karriereweg, dass ein Vergleich zumeist mehr hinkt als passend ist. Anstatt sich also mit Anderen zu vergleichen, ist es wesentlich wirksamer, sich mit sich selbst und seinen eigenen Entwicklungen über die Jahre hinweg zu vergleichen! Folgende Fragen können dabei helfen:
- Wo stand ich vor einem Jahr? Wo vor drei Jahren?
- Was hat sich seither verändert?
- Was habe ich aktiv vorangetrieben?
- Was hat mir besonders Freude bereitet?
- Welche Stärken konnte ich dabei einsetzen?
Karriere (machen) bedeutet daher für mich..
... das Gefühl zu haben, auf dem richtigem Weg zu sein!
... die eigenen Bedürfnisse erfüllen zu können.
... die persönlichen Ziele zu erreichen.
.... mir selbst vertrauen zu können.
.... zufrieden zu sein!
Und das ist in jeder Rolle und Funktion möglich, egal ob Führungskraft, Fachexperte/in, Verkäufer/in oder als Selbständig Tätige/r.
In diesem Sinne, lassen Sie uns umdenken und uns gemeinsam auf den Weg in Richtung Zufriedenheit aufmachen!
Ihre
Barbara Ries
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