Lernen wir neue Menschen kennen, entscheiden wir blitzschnell, ob der Andere uns sympathisch ist oder nicht. Ein evolutionäres und ursprünglich Überlebens wichtiges Relikt aus vergangenen Zeiten. Doch was ist Sympathie? Und ist Sympathie angeboren und damit unveränderbar oder können wir Sympathie erlernen?
Hippokrates von Kos, altgriechischer Arzt, hat Sympathie als begriffliches Konzept von „Mitgefühl“ oder „Mitleiden“ verstanden. Teilweise wurde Sympathie aber auch in der Bedeutung von „Übereinstimmung“ hinsichtlich der Beziehung zwischen Organen oder dem seelischen Zusammenhang mit einzelnen kranken Organen verstanden. Von dieser seelischen Betroffenheit bzw. von dem bei somatischen Krankheiten feststellbaren „Mitgefühl“ der eigenen Seele, leitet sich auch die Bezeichnung des sympathischen Nervensystems mit Sympathikus und Parasympathikus als „Lebensnerv“ ab (Jacob Winslow, 1722).
Die Psychologie als weitere wichtige Wissenschaft versteht Sympathie hingegen zu aller erst als Zuneigung zwischen Personen, die aber auch hier durch Einfühlung und Verständnis hervorgerufen wird. Entscheidend ist dabei vor allem die Ähnlichkeit innerhalb persönlicher Konstrukte, wie Werte und Motive. Studien über Freundschaften konnten beispielsweise zeigen, dass eine höhere Ähnlichkeit eine größere Sympathie entstehen lässt. Diese sogenannte Ähnlichkeits-Attraktivitätshypothese lässt sich dabei auch auf unabhängige Gruppen übertragen.
Wenn wir dem Begriff Sympathie im Alltag begegnen, stellen wir hingegen schnell fest, dass es keine einheitliche Definition gibt. So finden die einen jemanden dann sympathisch, wenn er oder sie aufgeschlossen, begeisternd und freundlich ist. Die anderen verstehen Sympathie eher als Neugierde, Optimismus, Interesse, Warmherzigkeit und Authentizität. Und doch haben alle Begrifflichkeiten eines gemeinsam: Emotionen! Denn Sympathie ist eine zutiefst emotionale Empfindung, die wir erleben, fühlen und spüren, lange bevor wir sie rational wirklich greifen und begreifen können. Der Grund: Sympathie ist eine Frage von emotionaler Intelligenz.
Daniel Goleman, US-amerikanischer Psychologe bezeichnet emotionale Intelligenz als "Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und die anderer zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen." Dr. Travis Bradberry, seines Zeichens Co-Autor des Bestsellers "Emotionale Intelligenz 2.0", greift diese Definition auf und erläutert, dass für die Entwicklung von Sympathie zwei der vier EQ Fähigkeiten wesentlich sind:
- das soziale Bewusstsein = die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu erkennen und zu verstehen
- das Beziehungsmanagement = die eigentliche Beziehungsarbeit.
Und das Schönste dabei: Emotionale Intelligenz in ihrer ganzen Ausprägung ist erlern- und trainierbar. Denn anders als der IQ ist der EQ eine flexible Fähigkeit, die mit ein wenig Anstrengung verbessert werden kann. Es liegt also in unserer Hand. Doch wie können wir unser soziales Bewusstsein und unser Beziehungsmanagement ausbauen und damit sympathischer wirken? Hier kommen 7 Ansatzpunkte (natürlich nicht abschließend zu verstehen), angelehnt an dem obig genannten, überragenden und absolut empfehlenswerten Buch von Dr. Travis Bradberry:
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Seien Sie offen und authentisch
Erzählen Sie Ihrem Gegenüber etwas Persönliches über sich. Das schafft Vertrauen und lädt auch den Anderen dazu ein, es Ihnen gleich zu tun. -
Seien Sie ein aufmerksamer Zuhörer und Fragen-Steller
Zeigen Sie Interesse an Ihrem Gegenüber, in dem Sie sie/ihn mit Namen ansprechen, offene Fragen stellen und das Gesagte in Ihren eigenen Worten zusammenfassen. -
Vermeiden Sie Ablenkung durch Smartphone und Co.
Kommunikation erfordert Konzentration. Bleiben Sie bei Ihrem Gegenüber und lassen Sie das Smartphone Smartphone sein. -
Halten Sie Vereinbarungen zuverlässig ein
Wenn Sie etwas versprechen, halten Sie es auch ein oder geben Sie rechtzeitig Bescheid, wenn sich eine Verzögerung abzeichnet. -
Lächeln Sie und suchen Sie Blickkontakt zu Ihrem Gegenüber
Den Spiegelneuronen sei Dank: Lächeln wir jemanden an, ist die Chance groß, selbst mit einem Lächeln beschenkt zu werden. Und auch der Blickkontakt vermittelt Selbstbewusstsein und Verbindlichkeit. Aber Vorsicht: Starren Sie Ihr Gegenüber nicht in Grund und Boden, sonst kann das Ganze ins Gegenteil kippen. ;) -
Führen Sie Feedback-Gespräche im Dialog
Feedback ist dann Beziehungsfördernd, sofern es wertschätzend formuliert wird, das Timing stimmt und es im Dialog stattfindet. Erläutern Sie Ihrem Gegenüber, was Sie wahrgenommen haben und wie es auf Sie gewirkt hat. Fragen Sie aber auch gleichzeitig nach, wie sie/er die Situation wahrgenommen hat und was die Wirkung auf sie/ihn war. Der Dialog führt automatisch zu einem Gespräch auf Augenhöhe und hilft Missverständnissen vorzubeugen bzw. sie zu klären. -
Last but not least: Zeigen Sie Ihrem Gegenüber Ihre Wertschätzung
Sowohl ein kleines "Danke", "Bitte" oder "Tut mir leid" als auch eine kleine Aufmerksamkeit in Form einer Postkarte, einem Blumenstrauß oder Co. zeigt Wertschätzung, berührt Ihr Gegenüber emotional und bleibt in Erinnerung!
Wenn Sie also das nächste Mal neue Menschen kennen lernen, behalten Sie diese Punkte im Blick und Sie werden sehen, Sympathie ist vorprogrammiert! :)
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren!
Ihre
Barbara Ries
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