Eine aktuelle Studie aus 2020 vom Bündnis gegen Cybermobbing und der Techniker Krankenkasse, in der 4.400 Schüler/innen, Lehrkräfte und Eltern befragt wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die Zahl der vom Cybermobbing betroffenen Kinder und Jugendlichen in den vergangenen drei Jahren um mehr als ein Drittel auf 17,3 Prozent angestiegen ist. Eine Nachricht, die mich zutiefst schockiert und berührt!
Was im Kindes- und Jugendalter anfängt, setzt sich leider auch im Erwachsenenalter oft fort, wenn auch meist auf eine andere Art und Weise. Doch was sind die Antreiber von Mobbing, von Verleumdungen, Beleidigungen oder auch generell von aggressivem Sprachverhalten? Licht ins Dunkel bringt die Aussage des Psychoanalytikers Albert Görres, der sinngemäß sagte
Verletzungen sind Begleichungen alter Rechnungen bei den falschen Schuldnern!
Verletzte Menschen verletzen also andere Menschen, um dem Schmerz der eigenen Verletzungen zu entfliehen bzw. diesen weniger spüren zu müssen. Meines Erachtens eine sehr wichtige erste Erklärungshilfe, wieso Menschen andere Menschen sprachlich angreifen, anfeinden, beleidigen etc.
Aber wie können wir nun damit umgehen? Welche Schutzmechanismen und welche Prophylaxe gibt es? Aus meiner Sicht sind dabei folgende Punkte wesentlich:
Bleiben Sie bei sich
Um mit Widrigkeiten umgehen zu können, ist es entscheidend, dass wir mit uns selbst im Reinen sind, bei uns selbst bleiben und ein gestärktes Selbstvertrauen haben. Folgende Ideen können dabei helfen:
- Erstellen Sie sich eine Liste mit den eigenen Erfolgen, um quasi schwarz auf weiß zu sehen, was Sie bereits alles geschafft haben und über welche Kompetenzen und Fähigkeiten Sie verfügen.
- Vergleichen Sie sich nicht mit Anderen, sondern vergleichen Sie sich mit sich selbst. Wo stand ich vor einem Jahr? Wo vor drei Jahren? Was ist seither passiert? Was hat sich alles verändert? Und klopfen Sie sich dabei gerne für all das Erreichte auf die Schulter!
- Geben Sie innere Glaubenssätze gedanklich an den Adressaten zurück. z.B. "Lieber XY, Du sagtest, ich hätte zwei linke Hände. Da hast Du Dich allerdings getäuscht!" Das wirkt wie ein Befreiungsschlag.
- Sprechen Sie mit Ihren Freunden und lassen Sie sich Ihre Eindrücke von Ihnen schildern. Uns nahestehende Personen können unsere Stärken nämlich oft besser benennen als wir selbst.
- Machen Sie sich bewusst, was Ihnen in Ihrem Leben ohne Ihr Zutun bereits Gutes widerfahren ist.
Bleiben Sie im Frieden mit dem Gegenüber
- Wenn Sie das nächste Mal jemand im Gespräch verbal angreift, lassen Sie sich nicht von Ihrem Gegenüber in seine Emotionalität mit reinziehen. Sondern fragen Sie sich "Wie geht es dem Anderen wohl gerade?" und "Was sagt das gerade über ihn/sie aus?". Wenn wir uns vorstellen, dass die Wut oder Aggressivität ein Ausdruck seiner/ihrer inneren Zerrissenheit und Unzufriedenheit ist, lassen wir das "Problem" beim Anderen und machen es nicht zu unserem. Dadurch können wir uns von den Emotionen des Anderen distanzieren.
- Antworten Sie in der Situation des sprachlichen Angriffs mit einer Gegenfrage, wie z.B. "Wie meinen Sie das gerade?". So geben Sie sich selbst Zeit, ruhiger zu werden und ihr Gegenüber ist wieder am Zug.
- Wenn Sie erfahren, dass jemand hinter ihrem Rücken schlecht über Sie gesprochen hat, suchen Sie das Gespräch mit der Person und geben Sie direktes Feedback. Beispiel: "Ich habe zufällig in der Kantine mitbekommen, dass Du bei XY über meine Entscheidung geschimpft hast. Das hat mich sehr getroffen und ich wünsche mir, dass Du das nächste Mal direkt auf mich zukommst und das Thema mit mir klärst."
Wir können den Anderen nicht verändern, aber wir können uns verändern. Und so ist es die Aufgabe eines Jeden von uns sich seiner eigenen Verletzungen bewusst zu werden und sich damit auszusöhnen. Denn nur dann bleiben wir bei uns und im Frieden mit unserer Umwelt!
Ihre
Barbara Ries
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